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August 2022

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Der Hufington Post

Der Wallach hat den Stall gewechselt. Der Grund lag in den Bedingungen der Anlagen. Die 1. Anlage diente der reinen Unterbringung der Pferde. Keine Halle, kein Reitplatz, nicht mal ein überdachter Putzplatz. Aber dafür eine homogene Gruppenhaltung mit nur 4-6 Pferden auf einem großen Areal.

Auf der neuen Anlage gibt es einen Reitplatz und unterschiedliche Haltungsformen. Der Ponywallach, nennen wir ihn Sam, steht zusammen mit einer Stute in einem großen Offenstallbereich. Direkt daneben ist ein schmalerer Platz für nur ein Pferd, Fred. Fred ist ein Schimmel und hat offensichtlich Interesse an der Haflingerstute, mit der Sam sich seine WG teilt. Darum hat Sam auch immer eine gewisse Unruhe und giftet ständig in Richtung Fred. Vor allem, wenn seine Freundin sich einmal in diese Richtung bewegt, rastet er förmlich aus, holt sie drohend dort weg und tritt anschließend gegen die Panels.

Das geht so den ganzen Winter bis Anfang Mai. Dann kommen die Pferde endlich auf die Weiden. Alle zusammen versteht sich. Also Fred, Sam, die Stute und all die anderen Kollegen, die auf dem kleinen Hof noch stehen.

Zwei Tage später erreicht mich der Anruf. Sam sieht komisch aus und lahmt. Ob ich vorbeikommen kann. Vor Ort sind deutliche Anzeichen für eine Beschädigung des Beckenbodens sowie eine Beschädigung im Lumbosakralgelenk zu erkennen. Ein Klinikbesuch wird empfohlen, jedoch von er Kundschaft abgelehnt. Zu viel Stress.

Wenn du mehr über die Beschädigungen im Becken des Pferdes erfahren möchtest, empfehlen wir dir unsere Klinik Cases: hier entlang

Es folgt eine Therapie-Strecke und der Stall wird gewechselt. Die Stute geht auch mit und nun wohnen beide in einem Offenstall in Gruppenhaltung mit 8 Pferden. Nun beginnen die Berichte, dass Sam immer wieder mal stolpert. Über die wirklichen Schäden in der Hinterhand kann man nur spekulieren. Jedoch veränderte sich aufgrund der Geschehnisse am alten Stall, dauerhaft die Stellung der Hinterhand. Das adulte Pferd stellt die Hinterbeine eher nach hinten aus, ist und verbleibt in der Situation, die die Pferdewelt mit dem Begriff „überbaut“ bezeichnet und befindet sich dauerhaft in sogenannter „Exorotation“ beider gesamter Hinterbeine.

Hierdurch verändert sich die Verteilung der Last auf den Huf und es kommt zu mehr Druck auf den inneren Rand des Hufes. Das Resultat ist eine Veränderung in der Wand. Gute Schmiede sind so geschult, dass sie erkennen können, was Henne oder Ei ist. Und versuchen nicht zwanghaft einen Huf hübsch zuzubereiten, wenn das Problem weiter oben sitzt.

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Auf dem Bild sieht man das Resultat aus dem Beckenproblem und die Auswirkungen nach einem Jahr. Der Hufbearbeiter lässt hier der Natur den Drang, den Huf so zu belasten.

Sam stolpert jedoch weiterhin und es kommt dadurch zu einem Vorfall mit Sturz, der durch das Stolpern bedingt war. Hiernach ist bei der Besitzerin Angst mit im Spiel und geritten wird erst mal nur noch sehr selten bis gar nicht mehr. Der Stall wird ein 3. Mal gewechselt, weil nun auch noch Husten hinzugekommen ist.

Zusammenhänge zwischen Husten, ausgeprägter abdominaler Fülle, Überbautheit und Beschädigungen im Becken, lernst du in unserer Ausbildung zum "Medizinischen Satteltechniker": mehr erfahren 

Nun steht Sam wieder am alten Stall, dem ohne Reitplatz und man empfiehlt der Besitzerin einen Beschlag. Bei der nächsten Sattelkontrolle wird erwähnt, dass Sam nicht mehr gut mit dem Sattel zurechtkommt. Er läuft klemmig und die Physiotherapeutin, die zwischenzeitlich zufällig auf dem Hof war und nach Sam geschaut hat, sagt es liegt am Sattel.

Ich schaue mir Sam an. Sein Sattel kann vom Baum her verändert werden. Dieser passt tatsächlich nicht mehr. Schnell fällt ins Auge, dass etwas anders ist. Sam hat vorne einen Beschlag und eine extreme Zehenrichtung.

Nachdem Sam nach dem Anbringen des 1. Beschlags immer noch stolp erte, wurde dies dem Hufbearbeiter mitgeteilt und dieser hat dann, die Zehe deutlich gekürzt. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf sämtliche Weichteile des Vorderbeins. Unmittelbar bedeutet, dass das Pferd sich den Huf nicht langsam abgelaufen hat, sondern von einer Sekunde auf die andere die Lastabnahme verändert worden ist. Weichteile bedeutet Sehnen, Muskeln und Bänder.

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Dieses Vorgehen kommt häufig vor und ist auch für den Laien im Ergebnis erkennbar. Zurückblickend hat sich Sam verändert und ist, warum auch immer, „überbaut“ und sämtliche herbeigerufene Therapeuten haben dieses Problem nicht beheben können. Dadurch hat Sam im Zusammenspiel Vorhand zu Hinterhand das Problem, dass er vorne viel mehr Last tragen muss als hinten. Nun stolpert er.

Wenn ich nun die Zehe so rapide kürze, nehme ich Einfluss auf seine Art sich zu bewegen. Da er nun einfacher abrollen kann, das ist auch der Zwecke dieser Maßnahme, stolpert er nicht mehr so viel. Jedoch verändert sich nun seine gesamte Haltung mit der Zeit. Und dies hat zur Folge, dass der eher rückständig läuft und der Brustkorb tiefer absinkt. Hier reden einige auch gerne von der Trageerschöpfung, was jedoch falsch ist. Das Problem ist hier eine Verkettung von diversen Umständen und Maßnahmen.

Am Ende wird durch die Veränderung der Lastabnahme, bedingt durch die Zehenkürzung, die Vorhand ebenfalls unnötig strapaziert. Mehr und mehr wird es  zu einer immer weiter fortschreitenden Veränderung des Pferdes kommen.

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Auffällig wird irgendwann natürlich auch die Sattelpassform, denn hier ist der Längsschwung betroffen, der bei vielen Sätteln nicht und bei anderen nur bis zu einem gewissen Grad änderbar ist. Ebenfalls sollte hier nicht der Fehler gemacht werden, solch ein Pferd mit einem extra kurzen Sattel zu bestücken.

Warum und wie hier die Fakten genau sind, lernen unsere Medizinischen Satteltechniker in ihrer Ausbildung. Wenn du an diesem Wissen interessiert bist kannst du entweder selbst die Ausbildung beginnen oder du nutzt unsere Liste der Lizenzierten MS, um den Fachmann in deiner Nähe zu finden.

Eines ist jedenfalls klar, mit der Kenntnis und der Begleitung des Pferdes Sam über einen Zeitraum von 3 Jahren kann ich sagen, dass diese Hufzubereitung in diesem Einzelfall nicht geeignet ist und gesundheitlich eher schadet als hilft. In der reinen Nutzung hilft der Beschlag und die gekürzte Zehe auf jeden Fall. Allerdings kostet das am Ende echte Lebenszeit, da Gelenkschäden hier wahrscheinlich sind.

Am Ende trifft jeder Besitzer die Entscheidung für sein Pferd.

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Autor: Biggi Küpper, Leiterin IMS

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